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Skandinavien - Eine Radreise in die Arktis

Skandinavien-Karte-020

ein paar Bilder gibt es hier

Auf in den hohen Norden Europas! Das war mein Motto des Sommers 2023. Am 11. April begann meine Radreise in die europäische Arktis. Den April wollte ich auf jeden Fall noch nutzen, um reichlich Zeit zu haben für meine Erkundungen. Zeit war auch bei dieser Reise ein wichtiger Faktor. Bereits 21 Jahre zuvor, also 2002, besuchte ich diese Gegenden. Doch damals hetzte ich förmlich durch die Tour. Kilometer schienen wichtiger als das Erleben und Kennenlernen. Das ist aber nicht ganz untypisch für einen jungen Mann auf dem Rad. Traf ich doch auch diesmal reichlich junge Menschen, die fast immer nur auf das „Kilometermachen“ aus waren und dadurch weniger ins Land eintauchen konnten. Meine Tagesetappen waren in diesem Jahr selten wesentlich länger als 100 Kilometer.
Die Tour plante ich, wie immer auf großen Touren, allein. Jedoch starteten wir in Wolfen vorerst zu dritt. Manfred begleitete mich mit seinem Gravelbike, gepackt nach Bikepacking-Manier, bis zur polnische Grenze. Torsten, der auch mit am Start war, radelte die ersten fünf Wochen sogar bis nach Helsinki mit. Von hier reiste er per Schiff nach Deutschland zurück und ich war ab Finnland allein mit mir und der ruhigen Natur des Landes, die aus unzähligen Seen und endlosen Wäldern besteht. Hier oben gab es natürlich nicht so viel Historisches wie im Norden von Polen zu entdecken. Polen wartete z.B. mit der historischen Altstadt von Posen, dem ehemaligen Hauptquartier von Adolf Hitler, der sogenannten „Wolfsschanze“, mit der barocken Wallfahrtskirche in Święta Lipka und nicht zuletzt mit der stolzen Backsteinburg des deutschen Ritterordens, der Marienburg, auf.
Der April und auch der Mai waren eher kalt. Kälte musste ich auch noch am Inarisee, nördlich des Polarkreises, erfahren, als ich am Morgen des 1. Juni mit einer dünnen Schneedecke begrüßt wurde. Am Varanger Fjord gab es dann reichlich Wind und kalten Regen. Berührt war ich, als ehemaliger DDR-Bürger am nördlichsten Punkt des ehemaligen eisernen Vorhangs in Grense Jakobselv zu stehen und wenige Meter entfernt den russischen Wachposten zu sehen. Tana-Fluss und Nordkap waren die nächsten Ziele auf der Tour durch die Arktis. Vom Orkan gepeinigt flüchtete ich mich in eine Toilette am Nordkaptunnel, wo ich Jeff aus Frankreich (62), Thierry aus Belgien (26) und Claire aus Singapur (53) kennenlernen durfte. Gemeinsam erreichten wir nach dem überstandenen Orkan mit unseren gut bepackten Rädern das Nordkap und wanderten einen schönen Tag lang zum eigentlichen nördlichsten Punkt Europas, nach Knivskjellodden. Diese vier Tage habe ich in guter Erinnerung; die „Chemie“ untereinander hat einfach gestimmt. Gerne wäre ich noch weiter mit diesen Menschen gereist, doch in Honningsvåg trennten sich unsere Wege schon wieder, denn jeder von uns hatte seine eigenen Reisepläne.
Allein besuchte ich noch die Stadt Alta mit seinen weltberühmten Felszeichnungen aus der Steinzeit, die Universitätsstadt Tromsø und das im zweiten Weltkrieg hart umkämpfte Narvik. Von hier aus radelte ich durch die einmalig schöne Landschaft der Lofoten, setzte mit einer Fähre wieder auf das Festland über und bewegte mich auf der Küstenstraße Nr. 17 bis in die Gegend um Trondheim.
Danach bereiste ich Schweden und die Ostsee. In Stockholm, das auf 14 Inseln gebaut ist, machte ich die längste Pause. Eine Woche weilte ich hier auf einem kleinen Zeltplatz mit Badestrand und erkundetet fast jeden Tag die schöne Stadt. Auch das ABBA- und das Vasa-Museum standen auf meiner Besuchsliste. Ein kleiner Höhepunkt bildetet der ca. einwöchige Besuch der historischen Insel Gotland, die quasi mitten in der Ostsee liegt. Wikinger, Seeräuber und reiche Handelsleute hatten hier ihr Zuhause und jeder hat seine Spuren hinterlassen. Passend war, dass in Visby, der Hauptstadt, gerade ein riesiger Mittelaltermarkt stattfand. Dieses Spektakel gibt es bereits seit 40 Jahren und zieht Gäste aus ganz Europa an.
Über die Insel Öland und Südschweden reiste ich weiter nach Dänemark. Aber nicht allein, denn in Trelleborg, mit der Fähre aus Deutschland kommend, gesellte sich Torsten wieder in mein Reiseleben. Gemeinsam verbrachten wir die letzten zwei Wochen dieser schönen Fahrt im Sattel und erreichten am 5. September wieder die Stadt Wolfen, wo wir am Rathaus offiziell von Oberbürgermeister und Presse in Empfang genommen wurden.